Achtsamkeit ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit, die wir alle in einem gewissen Maß schon besitzen - und die wir bewusst stärken können.
Wenn wir achtsam sind, ist unsere Aufmerksamkeit ausschließlich auf den jetzigen Moment gerichtet, den wir mit einer offenen Haltung und ohne Bewertung akzeptieren.
Unabhängig davon, wie schön oder wie schwierig sich dieser Moment vielleicht gerade anfühlt. Alles darf so sein, wie es gerade ist. Freude und Leid, Leichtigkeit und Schwere, Gesundheit und Schmerz, das Leben mit all seinen Höhen und Tiefen.
Wir alle kennen Augenblicke von Achtsamkeit, das Gefühl im Einklang mit uns selbst zu sein, hellwach und klar, im „flow“ - vielleicht in der Natur, beim Sport oder wenn wir kreativ sind. In solchen Momenten sind wir vollkommen präsent.
Dabei bleibt Achtsamkeit eine subtile Erfahrung und lässt sich nicht vollständig mit Worten erfassen. In unserem Alltag sind solche Momente selten, aber wir tragen eine Sehnsucht in uns, mehr auf diese Art zu leben.
Durch das Üben von Achtsamkeit können wir lernen, eine klare, ruhige und beständige Aufmerksamkeit zu entwickeln. Wir nehmen deutlicher und frühzeitiger wahr, welche Gedanken, Gefühle, körperliche Empfindungen und Handlungsimpulse aufkommen, wie sie sich verändern und irgendwann auch wieder entschwinden... wie Wolken am Himmel. Wir erkennen, dass wir uns zwar nicht aussuchen können, welche Gedanken, Gefühle und Impulse in uns aufkommen, aber wir können entscheiden, wie wir damit umgehen!
Es entsteht: Freiraum.
Anstatt uns in „Gedanken oder Gefühlen zu verlieren“ und in Stresssituationen und bei herausfordernden Gefühlen automatisch und impulsiv mit den gewohnten Verhaltens- und Denkmustern zu reagieren, können wir lernen, bewusst innezuhalten - und heilsamere und wohlwollendere Optionen für uns selbst und unser gesamtes Umfeld wählen.
Den Herausforderungen des Alltags begegnen wir mit mehr innerer Ruhe, Akzeptanz und Mitgefühl.
Durch den heilsameren Umgang mit Gefühlen wie Wut, Angst, Traurigkeit, geringer Selbstachtung u.v.m. verbessert sich die Beziehungsqualität zu uns selbst und zu unseren Mitmenschen nachhaltig.
Wir lernen uns selbst besser kennen, lassen uns darauf ein, wie wir sind. Dann findet Veränderung statt, und wir erleben uns: authentisch, kraftvoll, gelassen.
Zufriedenheit und Freude werden mit der Zeit weniger abhängig von äußeren Umständen.
Kreativität kann fließen.
Wenn wir Augenblick für Augenblick gegenwärtig sind, mit Geist und Herz, kommen Lebendigkeit und Intensität in unser Leben. Wir kommen vom Tun ins Sein.
„Wenn du trinkst, trinke, wenn du gehst, gehe.“
Zen-Weisheit
Wenn wir Achtsamkeit in unser Leben bringen, können wir uns wirklich mit voller Aufmerksamkeit dem Zuwenden, wofür wir uns in diesem Moment bewusst und frei entscheiden.
Sei es ein wichtiger Text, den wir am Computer erledigen müssen, ein gutes Mittagessen oder der Mensch, mit dem wir gerade in Kontakt sind, unser Kind, unser Kollege oder Partner.
Unsere Konzentration und Aufmerksamkeitslenkung verbessert sich, Ablenkungen und Aufschiebeverhalten nehmen ab.
Die positive und nachhaltige Wirkung von Achtsamkeit und Meditation im Hinblick auf unterschiedliche Erkrankungen sowie Stressreduktion, Gesundheitsförderung und der Steigerung von Zufriedenheit und Lebensqualität wurde in den letzten 20 Jahren durch zahlreiche internationale wissenschaftliche Studien untersucht und nachgewiesen.
Achtsamkeitsbasierte Verfahren sind inzwischen weltweit im gesundheitlichen, therapeutischen und sozialen Kontext akzeptiert und etabliert.
Insbesondere zur Unterstützung und Prävention bei Belastung und Stress, Burn-out, Schmerzen, Antriebslosigkeit, depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen, Bluthochdruck, Herz-Gefäßerkrankungen, Suchtverhalten und anderen stressassoziierten Krankheiten.
In einer aktuellen Studie von 2019 des Instituts für Psychologie an der Universität Tübingen konnten Forscher durch EEG Messungen zeigen, dass sich bereits nach acht Wochen Achtsamkeitstraining (Dauer eines MBSR-Kurses) das so genannte Achtsamkeitspotenzial schon deutlich gesteigert hatte.